Die Grundlage der Osteopathie bildet die Berührung.
Doch was können Hände wirklich erspüren und bewirken? Darum soll es in diesem Newsletter gehen.
Als Physiotherapeut hat man außer seinen Händen auch noch verschiedene Geräte, mit denen man den Patienten behandeln kann.
In der Osteopathie wird die gesamte Behandlung nur mit den Händen durchgeführt und sie wird dadurch der Bezeichnung „BeHANDlung“ sehr gerecht.
Was ich alles spüren kann:
Mit meinen Händen kann ich die unterschiedlichen Gewebearten ertasten wie z. B. Knochen, Bänder, Muskeln, Sehnen, Nerven und Arterien. Jedes Gewebe hat seine eigene Persönlichkeit und es spricht auch eine eigene Sprache.
Wenn es dem Muskel zu viel geworden ist, schmerzt er, wenn die Arterien abgedrückt werden, entstehen stechende, krampfartige Schmerzen und das Gewebe beginnt zu frieren. Wenn jedoch Venen sich unbehaglich fühlen, breiten sie sich aus und dem Körper wird heiß.
In unseren Händen gibt es Sensoren, die alles erfassen, was die Haut uns mitteilen möchte. Diese „Nachrichten“, die zum Gehirn geleitet werden und uns manchmal mehr, manchmal weniger bewusst sind, lauten z. B. Wärme, Kälte, Feuchtigkeit, Vibration, Festigkeit, Elastizität oder Weichheit, Beweglichkeit oder Starre. Ihnen verdanken wir es, dass wir eine warme Tasse Tee von einem kalten Glas Milch unterscheiden können.
Als Osteopathin habe ich diese Fähigkeit weiter ausgebaut, so wie ein Klavierspieler die Koordination und Beweglichkeit der einzelnen Finger trainiert. Für mich ist das TASTEN mein Kapital, für den Klavierspieler die BEWEGLICHKEIT.
Was ich noch spüren kann, sind Spannungen von Faszien über weitere Distanzen. So kann ich wahrnehmen, welchen Weg die Spannung im Körper nimmt, beispielsweise vom rechten Fuß über das rechte Knie zur Taille und bis zur Niere oder vom Kopf über Hals und Brustbein zum Mageneingang.
Wie habe ich das entwickelt?
Eine sieben Jahre dauernde Osteopathieausbildung, die „Berührung“ vieler Menschen, jahrelange, beständige Übung und ein immerwährendes Lernen aus den vielfältigen Erfahrungen haben mich so weit gebracht.
Entstanden ist dies so:
In meiner Osteopathieausbildung wurden wir darauf trainiert, einen Erfahrungsschatz aufzubauen, denn jeder Mensch fühlt sich anders an und doch gibt es Gemeinsamkeiten.
So habe ich z. B. anhand der „BeHANDlung“ von 30 Ausbildungskollegen eine Vorstellung davon bekommen, wie sich eine gesunde Leber anfühlt und wie Veränderungen, die besser ärztlich abgeklärt werden sollten, ertastet werden können.
Um besser fühlen zu können und um alle optischen Ablenkungen auszusperren, schließe ich oft die Augen. Während des Tastens sind all meine Sinnesorgane zu 100 Prozent auf Empfang geschaltet. Ich nehme den Atem wahr, lausche den verschiedenen Geräuschen des Körpers und nehme auch immer wieder eine übergeordnete Haltung ein, um die gesamte Situation und die damit verbundene Stimmung zwischen meinem Patienten und mir zu erspüren: Wird er ruhiger und entspannt sich sein Körper?
Die Berührung ist feinsinniger und mit mehr Gefühl verbunden als das reine Anfassen. Mich einzufühlen in die Geschichte des Körpers des Menschen vor mir und seine momentane Befindlichkeitslage ist das Eine und damit sehr behutsam umzugehen – ohne invasiv zu sein. An anderer Stelle braucht es das direkte und unmittelbare Anfassen, um durch das Gewebedickicht durchzudringen und die Zu- und Abflüsse für das darin Liegenden zu öffnen. Manchmal sage ich dazu auch: „Räumen wir einmal wieder auf!“
Durch die BeHANDlungen -Berührungen bewirken also das alle Körperzellen mit Blut, Nährstoffen und Sauerstoff gut versorgt werden und die „Müllentsorgung“ ebenso gut funktioniert und somit die Giftstoffe ausgeleitet werden können.
Die meisten von uns entrümpeln von Zeit zu Zeit ihre Wohnungen, den Schreibtisch, den Gartenschuppen oder das Auto. Doch es ist auch wichtig, dass wir unseren Körper und ebenso unseren Geist „ausmisten“.
Und wann machen Sie Ihren Frühjahrsputz im Körper?