Wie in meinem Blogartikel „Augen-blick mal“ erwähnt, leisten die Augen tagtäglich sehr viel Arbeit.
In Begegnungen mit Menschen und Tieren ist das auch der Fall. Mit den Augen versuchen wir, die Gesamtsituation und die Gemütsverfassung unseres Gegenübers zu erkennen. Danach entscheiden wir, ob Gefahr in Verzug ist oder wir uns dem anderen nähern und in Kontakt bleiben wollen.
Die Augen und der damit verbundene Blick können ein wichtiges Bindeglied für Beziehungen sein. Wird der Blickkontakt unterbrochen, ist das möglicherweise ein Signal für eine dringende Kontaktpause oder – bei längerem Bestehen – für einen Kontaktabbruch.
In der „Gewaltfreien (- auch „wertschätzende“ genannt) Kommunikation“ bedeutet gewaltfrei, sich selbst nicht zu etwas zu zwingen, also auch, wenn wir unseren Blick von jemandem abwenden, dieses mit einer inneren Haltung zu unserem Schutz zu tun, anstatt aus Ablehnung eines anderen Menschen.
Umgekehrt, wenn jemand den Blickkontakt nicht halten kann, deuten wir es in dieser gewaltfreien Haltung, dass es dieser Person gerade nicht möglich ist, mit uns in Kontakt zu sein. Sie schützt sich vielleicht selbst und sorgt gut für sich. Es kann auch sein, dass die Person glaubt, dass sie jemanden vor etwas bewahren müsste, was allerdings nicht in ihrer Verantwortung liegt. Vielleicht ist es auch so, dass die Person doch sich selbst schützt vor der Reaktion (Schmerz, Trauer, Wut) des Anderen, weil sie in dieser Situation nicht damit umgehen kann.
Nun prägen uns unsere Erfahrungen. Wenn wir uns mit uns beschäftigen, dann können wir lernen, auf vergangene Situationen einen anderen Blick zu werfen, sozusagen die Perspektive zu wechseln. Das gilt auch in Kommunikationskonflikten.
Wenn wir uns selbst der aktuellen Situation bewusst sind, dann haben wir die Möglichkeit, aus alten Verhaltensmustern auszusteigen und anders zu reagieren. Diese alten Verhaltensmuster haben uns als Kind dabei geholfen, mit schwierigen Situationen zurechtzukommen oder wir haben sie ungeprüft von unseren Eltern mit in unser Erwachsenenalter übernommen.
Unsere Verhaltensmuster zeigen sich sowohl körperlich (z.B. in Mimik, Stimme oder Gestik) als auch in einem Blick. So wurde der z.B. der Gesichtsausdruck der Mutter oder des Vaters mit bestimmten „Glaubenssätzen“ verbunden wie „Ich darf dich nicht enttäuschen.“, „Ich muss dich glücklich machen.“, „Ich bin für dich verantwortlich.“, „Ich bin nicht gut genug.“, „Ich bin nicht wichtig.“, „Keiner versteht mich.“ oder „Ich bin dumm.“, „Ich mache eh alles falsch.“. Diese Glaubenssätze prägen uns teilweise auch heute noch als Erwachsene. Das Fatale daran ist, dass sie mit der Realität oft nichts zu tun haben und somit Beziehungen erschweren oder sogar zerstören.
Wenn wir also in einem beruflichen oder privaten Konflikt stark (die Betonung liegt auf stark also der Situation nicht angemessen) emotional reagieren, dann übernimmt einer dieser Glaubenssätze aus der Vergangenheit das Steuerrad. Wir ärgern uns dann über uns selbst, weil wir uns doch in anderen Situationen vielleicht ganz anders erleben – so stark und souverän. Diese Diskrepanz irritiert uns und wir lenken uns ab und warten bis „Gras über die Sache gewachsen ist“.
Wir können uns auch selbst erforschen, um zukünftig anders zu reagieren. Wenn Sie sich in diesem Bereich weiterentwickeln möchten, stehe ich Ihnen gerne als Coach zur Verfügung.
Um dort Klarheit zu bekommen, können Sie lernen, mit anderen Augen zu sehen und Ihren Weg zu finden:
- (An-)Erkennen und Würdigen unseres „inneren verletzten Kindes“,
- klarer, sachlicher Blick als Erwachsener, der sich auch in den Gesprächspartner hineinversetzen kann und lösungsbereit ist,
- Blick des freien Selbst, welches beide Gesprächspartner wohlwollend und mitfühlend beobachtet und begleitet.
Darum überprüfen Sie, welchen von den drei Blickwinkeln Ihnen am Unbekanntesten ist oder schwerfällt. Lassen Sie uns gemeinsam daran arbeiten.