In Verbindung mit dem osteopathischen Blogartikel „Auf und nieder, immer wieder – das Knie“ möchte ich Ihnen in diesem Beitrag den Zusammenhang zwischen den Knien und der Kommunikation erläutern.
Dann taucht vor Ihrem inneren Auge vielleicht der Kniefall auf, den der ehemalige deutsche Bundeskanzler Willy Brandt 1970 in Warschau vollzog. Vielleicht erinnern Sie sich auch an eine ganz persönliche Situation, z. B. beim Heiratsantrag oder während des Gottesdienstes.
So wird schnell klar, dass das Knie mit dem Thema Verzeihung -Vergebung, aber auch mit den Themen Hoffnung – Glaube und Bitten- Dankbarkeit verbunden ist.
Sie können Ihre Kniehaltung in verschiedenen Gesprächssituationen beobachten:
Voll durchgedrückt – also nicht nachgiebig -, um Sie beim Einstehen für Ihr Anliegen oder bei dessen Durchsetzung zu unterstützen. Körperspannung kann in diesem Fall helfen, Ihren Worten Nachdruck zu verleihen.
Möglich ist auch die umgekehrte Erfahrung, wenn Ihre Knie sich wackelig anfühlen, wenn Sie z.B. bei Präsentationen unsicher sind oder zittern, wenn Sie Angst haben.
Sobald Sie sich dieser Körperempfindungen bewusst werden, können Sie einen Schritt weiter gehen, indem Sie sich fragen:
Was brauche ich jetzt?
Und um was könnte ich mich selbst oder jemand anderes bitten?
z. B. Schutz durch etwas Abstand, eine Pause, um wieder klarer zu werden oder ein zustimmendes Nicken vom Gegenüber für Ihre Sicherheit?
Eine ganz andere Thematik lieg im „Knicks“ bei der Begrüßung, beim Vorbeilaufen oder beim Verabschieden, den wir Mädchen und Frauen „antrainiert“ bekommen haben.
Nun können Sie sich überlegen:
Nehmen Sie diesen als reine Beobachtung wahr (ein Mädchen beugt ihre Knie und Oberkörper und senkt den Blick) oder beginnen Sie zu interpretieren: Das ist ein Ausdruck von Höflichkeit, Ehrerbietung, Respekt oder von menschlicher Hierarchie…?
Wie auch immer – durch unsere Bewertung kategorisieren wir und stecken das Beobachtete in die „gute“ oder „böse Kiste“.
Ein anderer Umgang mit Beobachtungen kann darin liegen, sich darüber auszutauschen und nachzufragen, was jemand mit einer Bewegung oder Geste ausdrücken möchte. Auf der Basis von aufrichtigem Interesse und mit dem Wunsch, den anderen verstehen und respektieren zu wollen, kann ein solcher Dialog zu mehr Verbindung in Beziehungen führen.
Und auch wenn der Knicks bei uns in der westlichen Kultur aus der Mode gekommen ist, heißt es nicht, dass es diese Geste in einer anderen Kultur nicht mehr gibt. Im asiatischen Raum und im kirchlichem Kontext gilt der Knicks als Ehrerbietung oder als Zeichen der Dankbarkeit.
Ein weiterer Aspekt bzgl. Knie und Kommunikation ist, zu reflektieren, ob man sich vielleicht geirrt hat. Da dies uns allen passieren kann, können wir uns immer wieder überlegen, ob wir z. B. durch das Festhalten an einer Meinung eventuell Beziehungsbrüche riskieren möchten.
So kann das „Einknicken“ auch positiv gesehen werden und nicht als Versagen, sondern als innere Stärke, Reife und Weisheit. Ein aufrichtiges mentales oder tatsächliches Niederknien vor einem uns wichtigen Mitmenschen oder auch vor uns selbst kann die Beziehung wieder aufleben lassen. Wenn wir dann wieder aufstehen, entsteht dadurch oft ein Frieden in uns, der wertvolle Energie für unser Leben freisetzt.
Also: Sie haben in jedem Gespräch die Wahl, für sich „einzustehen“ oder „nachzugeben“ – Ihre Knie sind in jedem Fall dabei!
Die Entscheidung liegt bei Ihnen. Und wenn Sie beides zulassen können, stecken Sie nicht mehr in der kindlichen Trotzphase fest und sind tatsächlich einen Schritt weiter auf dem Weg in ein selbstbestimmtes Leben.