- Tagtäglich nutzen wir sie. Sie scannen die Umwelt, Häuser, Natur etc. . Sie verfolgen Dinge, die sich bewegen (z.B. herannahende Autos) oder Lebewesen wie unsere Kinder oder Haustiere und schätzen dadurch deren Distanz und Geschwindigkeit ein. Sie erfassen Buchstaben, Zahlen und Farben, regen dadurch unser Gehirn an und sind somit die Wurzeln unserer Kreativität. Und in Begegnungen versuchen sie, die Gemütsverfassung unseres Gegenübers zu erkennen. (Mehr hierzu können Sie im Blogartikel „Mit anderen Augen sehen“ nachlesen.)Unsere Augen – sie sind ein wahres Wunderwerk.
Sie geben uns Orientierung und Sicherheit, denn das, was sie im Blick haben, gibt uns einen Rahmen, in dem wir uns sicher fühlen und dem wir vertrauen können. Eine gewohnte Umgebung oder Situation lässt unser Nervensystem sofort entspannen. Konkret heißt das, dass vom Stressmodus, der mit den drei bekannten Reaktionen „Kampf, Flucht oder Totstellen (Fight – Flight – Freeze)“ einhergeht, in den Ruhemodus umgeschaltet werden kann. Das ist der Grund, warum wir im Urlaub nach der Besichtigung einer neuen Stadt erschöpft ins Hotelbett sinken, da alles neu ist. Alles Neue und Ungewohnte löst zunächst Stress aus, um uns vor Gefahren zu schützen.
Die vielen neuen visuellen (die auditiven kommen noch hinzu) Eindrücke, die verarbeitet werden müssen, kosten unser Gehirn enorm viel Kraft und Energie. Denn durch die Augen kommt die Welt in unseren Körper. Dabei hinterlassen diese visuellen „Ein-Drücke“ tatsächlich Spuren. Diese sind geprägt von Gefühlen, Erinnerungen und Erwartungen und lösen Reaktionen in uns aus.
In der ein oder anderen Situation kann es auch einmal dringend notwendig sein, die Augen vor der Welt zu verschließen oder uns aus der Situation heraus zu begeben oder den Ausschalter (z.B. beim TV) zu drücken, um uns vor Überflutung oder zu viel Negativem zu schützen.
Neigen wir dauerhaft zu dieser Strategie, entziehen wir uns der Realität und leben in unserer Fantasie- oder Scheinwelt. Wie gesagt: Alles hat seine Wertigkeit. Bewusstes Mäandern durch ein „Sowohl – als auch“ ist eher förderlich als ein starres „Entweder – oder – Denken“.
Das Tor, welches diese Grenze zwischen Realität und Vorstellung darstellt, ist das Augenlid. Es legt sich sanft oder blitzschnell über den Augapfel, der sich gut geschützt in der knöchernen Augenhöhle befindet. Die Augenhöhle setzt sich aus sieben (!) verschiedenen Schädel- bzw. Gesichtsknochen zusammen: Stirnbein, Keilbein, Schläfenbein, Tränenbein, Siebbein, Oberkiefer und Jochbein. Sechs Augenmuskeln sorgen dafür, dass wir in alle Richtungen schauen können. Diese werden von drei Hirnnerven versorgt (N. oculomotorius (N.III), N. trochlearis (N. IV) und N. abducens (N. VI)). Daran lässt sich schon erkennen, wie kompliziert der Sehvorgang ist und wer ihn beeinflussen kann.
Stürze auf Gesicht, Kiefer, Kinn oder Kopf und Verletzungen oder Erkrankungen des Auges können vielfältige Auswirkungen haben. Früherkennung und sofortiges Handeln ist angesagt.
Cranio – Sacrale Therapie
hat zum Ziel, mit äußerst sanften Griffen die Beweglichkeit der Schädelknochen zu verbessern, damit die durch sie hindurchfließenden Hirnnerven, Arterien und Venen ihre Aufgaben erfüllen können.
Ebenfalls können die Region des Übergangs der Hals- zur Brustwirbelsäule, die Hals- und Nackenmuskulatur, das Zwerchfell und die Eingeweide des Halses, des Brustkorbs und des Oberbauchs zu Irritationen des Auges führen.
So schließt die osteopathische Behandlung der Augen den gesamten Körper mit ein.
Augen und Körper
Im Rahmen einer Fortbildung für meine Mitarbeiter hatte ich Brillen organisiert, durch die verschiedene Sehstörungen simuliert wurden, z.B. Gesichtsfeldausfall, Tunnelblick oder Doppelbilder. Unsere Motorik war sofort stark beim (Treppen-)Gehen beeinflusst und wir haben die unterschiedlichsten Gefühle währenddessen von „etwas mulmig“ über „sehr unsicher“ und „total verkrampft und bewegungsunfähig durch Angst zu stürzen“ erlebt. So waren wir alle sehr erleichtert und dankbar, nach Abnahme der Brillen wieder normal sehen zu können. Hier wird sofort erkennbar, wie wichtig die Augen für unsere gesamte Motorik sind.
Stolpern Sie also häufiger, bleiben immer mit der rechten/linken Schulter am Türrahmen hängen, stoßen sich häufig einen bestimmten Fuß/Zeh oder den Kopf an, könnte dies mit der momentanen Größe des Gesichtsfelds zusammenhängen und ein Besuch beim Augenarzt wäre wichtig. Vielleicht liegt es allerdings auch nur an der Mund-Nasenmaske oder an einer Kappe, die Sie in diesem Moment getragen haben und wodurch Ihr „Ausblick“ beeinträchtigt wurde.
Wenn Sie den Eindruck haben, dass Ihr Gleichgewicht nicht optimal ist und sich viele Muskeln verspannt anfühlen, kann es u. a. auch an den Augen liegen, da sie einen wesentlichen Anteil am Gleichgewichtsprozess haben.
Darum „Augen auf bei den Augen!“, damit Sie den Durchblick oder Überblick haben bzw. Augen zu für eine kurze Innenschau.